Interview: Frust über den „Prünte-Klotz“
Zuerst tat sich auf der Prünte-Brache am Eingang der Unnaer Bummelzone monatelang überhaupt nichts, jetzt endlich tut sich was – dies aber deutlich sichtbarer, als es manchem Ratspolitiker lieb ist. Klaus Göldner, Fraktionschef der Freien Liste Unna (FLU), brachte das in Unna heiß diskutierte Thema durch eine Anfrage im Stadtentwicklungsausschuss aufs Tapet. Im Interview schildert er, was die Politik künftig besser und anders machen sollte.
Herr Göldner, was genau monieren Sie? Sie haben den Neubau nach dem Abriss des Prünte-Komplexes doch selbst mitbeschlossen.
Klaus Göldner: Jawohl, ich habe den Neubau mitbeschlossen. Jawohl, die Pläne haben mir vorher vorgelegen. Und dennoch sieht solch ein Gebäude dann später doch anders aus, als man es sich anhand der Skizzen vorgestellt hat.
Kritisieren Sie den Investor?
Klaus Göldner: Es ist nicht so, dass ein Investor kein schönes Haus bauen will! Dennoch muss er Wirtschaftlichkeit mit Ästhetik zusammenbringen. Im Zweifel entscheidet für ihn die Wirtschaftlichkeit. Dieser Spagat geht manchmal zu Lasten der Optik.
Konkretisieren Sie das doch bitte mal.
Klaus Göldner: Es war ja – zunächst – geplant, das Gebäude mit einer Tiefgarage zu versehen. Das wurde aus Kostengründen verworfen. Am Standesamt sollte ein Café mit Außengastronomie das Bild verschönern – verworfen. Der Gesamtkomplex sollte dem baulichen Umfeld angepasst werden, jetzt steht da eine hässliche Betonmauer.
Hätte der Stadtrat das alles nicht frühzeitig verhindern können?
Klaus Göldner: Der Stadtrat hat die Kompetenz, Bebauungspläne mit Satzungen zu beschließen, die allerlei regeln können, Höhe pp. Bewegt sich der Bauherr in diesem Rahmen, kann er das Gebäude nach seinen Vorstellungen errichten, ob uns das gefällt oder nicht! Es kann ja auch funktionieren, das zeigen wunderschön gestaltete Fassaden wie Rossmann, das Café an der alten Stadtmauer auf der Massener Straße…
Trotzdem klingt das nach einer Kapitulationserklärung der Lokalpolitik: bitte, lieber Bauherr, mach es schön, machen können wir leider nichts…
Klaus Göldner: Nein, der Stadtrat ist keineswegs machtlos. Man kann fordern, nachfragen, bitten, Vorschläge machen und versuchen, einen Konsens zu erzielen. Man kann sich die Planungen genauer anschauen, Modelle, 3D-Bilder usw. einfordern.
Man kann? Oder man muss?
Klaus Göldner: Man sollte es dringend tun bei so stadtbildprägenden Projekten wie diesem. So ein Gebäude muss mit der Bebauung des Umfeldes korrespondieren, was ganz besonders für die gewachsene Altstadt gilt. Genau dahin zielte auch meine Anfrage im Stadtenwicklungsausschuss. Ich fragte dort lediglich an, wie man in Zukunft die tatsächlichen Dimensionen eines Neubaus vor Baubeginn im Verhältnis zum Altbestand optisch besser darstellen kann. Dies sollten wir bei künftigen Bauvorhaben noch besser im Blick haben. Vielleicht gelingt es uns dann ja sogar, in die Liste „Historische Stadt- und Ortskerne in NRW“ aufgenommen zu werden. Das wäre ein schönes und lohnendes Arbeitsziel.
Aktuelle Eindrücke – die Fotoserie entstand am 18. August:

Helmut Brune
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Ich möchte niemandem etwas unterstellen. Wenn ich jedoch da gegenüber wohnen würde und mir wäre solch ein häßlicher Betonklotz vor die Nase gesetzt, hätte ich Anzeige erstattet. Der Begriff Ästhetik ist hier völlig ins Hintertreffen geraten. Schlußendlich ist es wieder nur die „Wirtschaftlichkeit“, sprich die Finanzen, die da berücksichtigt werden. Wenn das so weiter geht, wird das wunderschöne Stadtbild von Unna wohl ruiniert werden. Der Stadtrat sollte sich da mal hinter den Ohren kratzen und sich davon bewußt werden, was er da für eine(n) Sch………andfleck bauen lässt.
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